Der Einbruch des Passagierluftverkehrs infolge der Covid-19-Pandemie und der damit verbundenen Reisebeschränkungen zeigte sich weiterhin auch im 1. Quartal 2021: Gegenüber dem 1. Quartal 2019 fehlten den deutschen Flughäfen 90 Prozent und den deutschen Fluggesellschaften 89 Prozent der Passagiere. Die Reisebeschränkungen der dritten Pandemie-Welle haben den Verkehr weitgehend zum Erliegen gebracht. Auch im Vorlauf bis Ostern zeigte sich kaum ein Anstieg der Verkehrsmengen. Für den globalen Luftverkehr sind internationale Vergleichswerte für das 1. Quartal 2021 noch nicht verfügbar
Im Verkehr mit Deutschland ging der Marktanteil der deutschen Fluggesellschaften in den ersten drei Monaten 2021 gegenüber 2020 um insgesamt 4 Prozent zurück. Der Rückgang fand vor allem im Segment der Interkontinentalflüge statt, in dem besonders gravierende Reisebeschränkungen greifen. Im innerdeutschen Verkehr waren hingegen Marktanteilsgewinne zu verzeichnen, die vor allem auf den Rückzug von easyJet aus dem innerdeutschen Markt zurückzuführen sind. Die Marktanteilsverluste im 1. Quartal 2021 sind auch Ergebnis einer restriktiveren Kapazitätssteuerung der deutschen Fluggesellschaften: Es werden nur Flüge durchgeführt, die zumindest die Deckungsbeiträge erwirtschaften.
Die anhaltend niedrigen Verkehrszahlen spiegeln sich auch in den wirtschaftlichen Parametern wider: Die Unternehmen der deutschen Luftverkehrswirtschaft verzeichneten im 1. Quartal einen Umsatzrückgang von 79 Prozent gegenüber dem 1. Quartal 2019. Dies hat weitreichende Folgen für das Kostenmanagement, die Personalplanung und die Investitions- und Innovationskraft der Unternehmen. Vor dem Hintergrund des anhaltenden Einbruchs der Verkehrszahlen sind die Unternehmen zu Restrukturierungsmaßnahmen gezwungen, die auch den Abbau von Personal umfassen. Im 1. Quartal 2021 lag die Anzahl der Beschäftigten 4 Prozent unter dem Niveau von 2019. Weitere Einbrüche sind zu befürchten, wenn Kurzarbeiterregelungen auslaufen. In der deutschen Luftverkehrswirtschaft sind nach wie vor rund 70 Prozent der Beschäftigten in Kurzarbeit. In der Spitze waren es im letzten Jahr rund 80 Prozent.
Der internationale Verband der Fluggesellschaften IATA wagt einen Ausblick auf das Gesamtjahr 2021: Nachdem 2020 bei den Fluggesellschaften ein weltweiter EBIT-Verlust von 126 Mrd. USD zu verzeichnen war, werden sich die Ergebnisse laut IATA-Prognose im Jahr 2021 insgesamt etwas erholen, aber in Summe weiter einen hohen Verlust aufweisen (-48 Mrd. USD). Demnach werden die Fluggesellschaften 2021 auf keinem Kontinent wieder profitabel werden. Die IATA prognostiziert, dass beinahe die Hälfte der Verluste im weltweiten Luftverkehr bei den europäischen Fluggesellschaften anfallen wird. Gründe dafür sind der hohe Anteil von internationalem Verkehr und besonders strenge Reisebeschränkungen in Europa.
Der weltweite Passagierluftverkehr ist im Februar mit einem Minus von 75 Prozent (gegenüber dem Februar 2019) noch stärker zurückgegangen als im Januar. Diese weitere Verschlechterung ist vor allem den Entwicklungen im europäischen und im asiatischen Markt geschuldet: In China ist der Inlandsverkehr wieder rückläufig. In Europa hat sich das Pandemiegeschehen nochmals verstärkt und der schwache Start der Impfkampagne schlägt sich auch in den Verkehrszahlen nieder. Einzig die nordamerikanischen Fluggesellschaften zeigen einen leicht positiven Trend im Passagiergeschäft. Der Luftfrachtverkehr entwickelt sich im Vergleich zu 2019 durchgängig positiv. Die Verkehrszahlen sind bei der Fracht vom Pandemiegeschehen entkoppelt, auch wenn der Wegfall der Kapazitäten in den Passagierflugzeugen und die zahlreichen Reisebeschränkungen die Fluggesellschaften und Flughäfen weiter vor operative Herausforderungen stellen.
Auch im Luftverkehr mit Deutschland ist die Entwicklung noch negativer als im Januar: Im Februar konnten die deutschen Flughäfen gerade einmal 8 Prozent der Passagiere des Februars 2019 begrüßen. Dies weist auf eine sich verstärkende negative Entwicklung im Passagierverkehr hin, sowohl an den deutschen Flughäfen wie auch im Flugangebot der deutschen Fluggesellschaften. Ein Nachfrageschub etwa aufgrund von Winterferien in einigen Bundesländern ist ausgeblieben. Reisebeschränkungen und die dritte Pandemiewelle haben den Luftverkehr in Deutschland wieder fast zum Erliegen gebracht.
Im Februar wurde insbesondere das Europanetz stark ausgedünnt: Wurden im Januar dieses Jahres noch 457 Strecken weniger bedient als im Januar 2019, so waren das im Februar sogar 569 Strecken weniger als im Februar 2019. Zurzeit werden im Europaverkehr ab Deutschland nur noch 35 Prozent der Strecken bedient. Im Interkontinentalverkehr wurden im Februar 172 Strecken weniger bedient als im Februar 2019. Dies ist aber auch auf den Ausfall des ansonsten im Winter starken Verkehrs nach Ägypten und Marokko zurückzuführen.
Bei stark abgesenkter Kapazität zeigen sich insbesondere im Verkehr mit europäischen Zielen steigende Ticketpreise, auch wenn diese Ergebnisse aufgrund der kleinen Stichproben nur begrenzt aussagefähig sind.
Für die Monate April bis Juni 2021 haben die Fluggesellschaften ihr Angebot über die letzten drei Monate kontinuierlich abgesenkt, um auf die ausbleibende Nachfrage zu reagieren. Die Nachfrage kehrt nicht zurück und ist weiterhin durch pandemiebedingte Reisebeschränkungen belastet. Insgesamt bieten die Fluggesellschaften im Zeitraum April bis Juni 2021 gerade einmal 38 Prozent der Sitze an (verglichen mit April-Juni 2019). Speziell bei den deutschen Fluggesellschaften sind es 40 Prozent des Sitzplatzangebots.