Bei Naturkatastrophen, kriegerischen Auseinandersetzungen und vergleichbaren Situationen ist meist schnelles Handeln gefragt. Hilfsgüter wie Medikamente, Nahrungsmittel, Trinkwasser oder Zelte müssen möglichst bald zu den Betroffenen gelangen. Da sich Transporte in viele Gebiete nicht per LKW durchführen lassen und Schiffe nicht schnell genug vor Ort sein können, sind Flugzeugtransporte elementar für die humanitäre Hilfe in vielen Krisenregionen. Schließlich gibt es über große Distanzen kein schnelleres Beförderungsmittel als das Flugzeug.
Nach schweren Naturkatastrophen oder kriegerischen Auseinandersetzungen bricht die lokale Infrastruktur häufig komplett zusammen, viele Gebiete sind dann gar nicht oder nur sehr schwer zugänglich. Ein Tsunami in Thailand, eine Cholera-Epidemie in Haiti, ein Hurrikan in Puerto Rico, Überschwemmungen in Peru — oftmals bleibt nur der Luftweg, um notleidende Menschen mit Medikamenten, Nahrung, frischem Trinkwasser und einer provisorischen Unterkunft zu versorgen. Neben zwischenstaatlichen Organisationen und Nichtregierungsorganisationen leisten auch Luftverkehrsunternehmen einen großen Beitrag zur Versorgung der Betroffenen in den Katastrophengebieten. Sie bringen nicht nur Helfer in die Katastrophengebiete, sondern transportieren auch dringend benötigte Hilfsgüter mit dem Flugzeug in die Krisengebiete.
In Konflikt- oder Katastrophengebiete, die so unsicher sind, dass zivile Luftfahrt dort nicht operieren kann, werden Hilfsflüge unter anderem durch das eigene Hilfsprogramm der Vereinten Nationen durchgeführt (United Nations Humanitarian Air Service). Ansonsten werden auch zivile Fluggesellschaften und Flughäfen in das Hilfsnetzwerk eingebunden. Dabei arbeiten sie in der Regel eng mit Partnern wie Luftfahrt ohne Grenzen oder dem Roten Kreuz zusammen. Im Rahmen dieser Kooperation führen sie dann Passagier- oder Frachtflüge durch – sowohl in der unmittelbaren Krisensituation als auch in der Phase des Wiederaufbaus.