Wartehalle am Frankfurter Flughafen

Was tut die Luftfahrt für Pünktlichkeit und Verlässlichkeit?

Mit mehreren Monaten Vorlauf feilen die Fluggesellschaften an den neuen Flugplänen. Dabei stimmen sie sich mit den Flughäfen und der Flugsicherung ab und berücksichtigen die vorhandenen Kapazitäten, um Engpässe zu vermeiden und einen möglichst stabilen Flugplan aufzustellen. Zudem werden die Flughafenkoordinatoren der einzelnen Staaten einbezogen, die dann die sogenannten Slots (Zeitfenster für das Starten und Landen eines bestimmten Flugzeuges an einem Flughafen) vergeben, und so sicherstellen, dass es im Planungsszenario zu keinen Kapazitätsengpässen kommt.

Die Luftverkehrswirtschaft hat ein eigenes Interesse an einem regelmäßigen und pünktlichen Flugbetrieb

Zuverlässigkeit und vor allem die Pünktlichkeit sind für Kunden entscheidende Kriterien bei der Auswahl des Verkehrsträgers. Schon deswegen haben die Unternehmen des Luftverkehrs ein großes Interesse an einem verlässlichen und pünktlichen Flugbetrieb. Darüber hinaus haben Unregelmäßigkeiten oder Verspätungen im Luftverkehr erhebliche Folgewirkungen auf die weitere Abwicklung des Tagesflugplanes und auf das gesamte Netzwerk. Sie führen gegebenenfalls zu Folgeverspätungen für weitere Flüge des entsprechenden Flugzeugs, die sich über den Tag immer weiter aufbauen und im schlimmsten Fall sogar auf den Start des Flugbetriebs am nächsten Tag auswirken können.

Im täglichen Betrieb kann es dennoch zu Verspätungen kommen

Trotz guter Planung gibt es im täglichen Betrieb Einflussfaktoren, die sich auf den tatsächlichen Tagesbetrieb auswirken können: Hierbei kann es sich um externe, nicht beeinflussbare Faktoren handeln wie Extremwetterereignisse mit Gewittern oder Streiks, aber auch um organisatorische oder technische Probleme, also beispielsweise technische Probleme bei einem Flugzeug oder (krankheitsbedingte) Personalausfälle. Dies bedeutet in der Praxis, dass es während des täglichen Betriebs zu Abweichungen vom Plan kommen kann.

Erscheinen beispielsweise Fluggäste, die bereits eingecheckt sind, nicht rechtzeitig oder gar nicht am Gate, muss deren Gepäck aus Sicherheitsgründen wieder ausgeladen werden, was zu weiteren Verspätungen führen kann. Vereinzelte Extremsituationen wie Gewitter oder Starkwinde im An- und Abflugbereich erfordern, dass die Flugzeuge mit größerem Abstand fliegen müssen und reduzieren somit die Kapazitäten im Luftraum.

Kaum beeinflussbar von den Unternehmen sind die so genannten Folgeverspätungen. Diese kommen zu Stande, wenn ein Flugzeug erst verspätet abflugbereit ist und dann dadurch das zugeteilte Abflugzeitfenster nicht einhalten kann. In der Konsequenz muss der Flug von der Flugsicherung wieder neu in den laufenden Verkehr eingeordnet werden. Dies bedeutet, dass jede einfache Verspätung gegebenenfalls eine größere Folgeverspätung nach sich ziehen und damit die gesamte Tagesrotation nicht mehr plangemäß geflogen werden kann.

Verspätungshäufungen 2018

Im Jahr 2018 kamen mehrere Ursachen für Verspätungen zusammen, die sich teilweise gegenseitig verstärkten. Zum einen waren das Sonderfaktoren wie die Fluglotsenstreiks in Europa, zum anderen gab es deutlich mehr Gewitter in der ersten Jahreshälfte, als sonst saisonal normal gewesen wären. Und auch die Insolvenz der Fluggesellschaft Air Berlin war ein kritischer Sonderfaktor. Die Fluggesellschaften, die Flugzeuge und Crews der insolventen Air Berlin übernommen haben, hatten große Integrationsaufgaben zu stemmen. Sie haben früh darauf hingewiesen, dass das schwierig wird und Zeit braucht

Die durchschnittliche Verspätung eines jeden Fluges stieg europaweit von 12,4 Minuten im Jahr 2017 auf 14,7 Minuten im Jahr 2018. Auch die Flugstreichungen nahmen zu: Der Anteil der gestrichenen Flüge am gesamten Flugangebot erhöhte sich von 1,5 Prozent auf 2,0 Prozent.

Aber es gibt auch strukturelle Kapazitätsengpässe, die überwunden werden müssen. Hierzu gehören die Kapazitätsengpässe bei der Flugsicherung in Europa sowie die Effizienzdefizite bei den staatlichen Luftsicherheitskontrollen und die Personalengpässe bei den Grenzkontrollen in Deutschland.

Maßnahmen für einen pünktlicheren Luftverkehr

Um die Zuverlässigkeit im Luftverkehr zu verbessern und strukturelle Kapazitätsengpässe zu beheben, haben Politik und Unternehmen im Oktober 2018 insgesamt 24 Maßnahmen miteinander vereinbart. Hiervon fielen 15 Maßnahmen in den Bereich der Unternehmen und neun Maßnahmen in den Bereich der Politik.

Ende März 2019 kamen Politik und Unternehmen noch einmal zusammen, um zu evaluieren, welche Maßnahmen bereits umgesetzt wurden und was bislang angestoßen wurde.

Die Unternehmen haben die von ihnen zugesagten Vorhaben erfolgreich umgesetzt. Zu den wesentlichen Maßnahmen gehören:

  • Die deutschen Fluggesellschaften haben die Zahl ihrer Reserveflugzeuge in Summe mehr als verdoppelt. Des Weiteren haben sie ihre Flugpläne entzerrt, bei den Flug- und Bodenzeiten zusätzliche Pünktlichkeitspuffer eingebaut und am Boden und in der Luft mehr Personal eingestellt.
  • Die Flughäfen haben über 3.000 Beschäftigte außer Plan eingestellt, um Engpässe bei den Bodenverkehrsdiensten auszugleichen. Zudem haben sie zusätzliche Flächen für die staatlich organisierten Passagier- und Gepäckkontrollen zur Verfügung gestellt.
  • Die DFS Deutsche Flugsicherung (DFS) steigert die Anzahl der Lotsen, indem die Zahl der Auszubildenden deutlich erhöht wird und die aktiven Lotsen von anderen Tätigkeiten entlastet werden. Darüber hinaus schafft die DFS mehr Kapazität im deutschen Luftraum, indem sie Flüge in niedrigere Flughöhen sowie auf Umwegen durch weniger frequentierte Sektoren führt.

Die Ergebnisse zeigen: Vieles wurde bereits realisiert oder zumindest initiiert, aber es gibt weiter dringenden Handlungsbedarf, um die strukturellen Kapazitätsengpässe zu beheben. Insbesondere bei der Organisation der Flugsicherung in Deutschland und Europa sowie bei der Organisation der Passagier- und Gepäckkontrollen in Deutschland sind weitere Fortschritte dringend nötig, damit es zu einer nachhaltigen Entspannung im Flugbetrieb kommen kann.

Ansprechpersonen

Tamara Hartwich (in Elternzeit)
Leiterin Flugbetrieb, Technik und Safety
tamara.hartwich@bdl.aero
+49 30 520077-170
Carola Scheffler
Pressesprecherin
carola.scheffler@bdl.aero
+49 30 520077-117
Frank Penner
Leiter Flugbetrieb, Technik und Safety
frank.penner@bdl.aero
+49 30 520 077-170