Kabinenluftqualität.
Die Sicherheit und Gesundheit der Passagiere und der Crew haben an Bord eines Flugzeugs oberste Priorität. Dies gilt auch für die Kabinenluft, deren Qualität Luftfahrtindustrie, Luftverkehrsunternehmen und Aufsichtsbehörden stetig überwachen.
Technische Einrichtungen für saubere Kabinenluft
An Bord eines Flugzeugs sorgen zwei bis drei unabhängig voneinander betriebene Klimasysteme permanent für optimale Bedingungen: Sie regeln die Temperatur, erzeugen und halten innerhalb der Kabine einen Standarddruck und versorgen die Kabine ständig mit frischer Luft. Die verbrauchte Luft wird zugleich abgesaugt.
So funktioniert die Frischluftzufuhr im Flugzeug
Die Luftzufuhr an Bord ist ein sehr komplexes Verfahren: In der Regel wird die Außenluft vom Triebwerk angesaugt, darin stark komprimiert und vor der Verbrennung abgezapft. Diese sogenannte „Zapfluft“ wird anschließend durch die Klimaanlage ins Flugzeug befördert. Spezielle Filter, so genannte HEPA-Filter, bereiten zudem die an Bord verbrauchte Luft neu auf. Sie säubern sie von Bakterien, Viren, Pollen und Staub, damit sie wiederverwertet werden kann. Auf diese Weise zirkulieren rund 50 Prozent der Kabinenluft. Die auf diese Weise gefilterte Kabinenluft ist sauberer als die Luft in Wohn- oder Geschäftsgebäuden.
Die deutschen Airlines haben von 2017 bis 2020 Testreihen mit so genannten HEPA-Carbon-Filtern durchgeführt. Ergänzend zu den herkömmlichen HEPA-Filtern, sind diese mit einem Aktivkohlefilter versehen und können auch Geruchsstoffe und andere flüchtige organische Verbindungen wie beispielsweise Verbrennungsrückstände von Kerosin, Öl oder Enteisung filtern. Aufgrund der positiven Testergebnisse gehören diese Filter teilweise bereits zur Standardausstattung von Flugzeugen deutscher Airlines bzw. werden für einzelne Flugzeugtypen nachgerüstet.
Damit die hohe Qualität der Kabinenluft konstant gewahrt bleibt, werden Triebwerke, Klimasysteme und Filter regelmäßig überprüft und gewartet.
Auswirkungen auf die Gesundheit
Rund um das Thema Kabinenluftqualität kommt immer wieder die Frage auf, ob durch das Eindringen von beispielsweise verbrannten Ölrückständen oder anderer Schadstoffe in die Kabinenluft, die Gesundheit oder Sicherheit der Passagiere und der Crew gefährdet sein könnten. Bislang gibt es keine wissenschaftlichen Untersuchungen, die entsprechende Vermutungen nahelegen.
Die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) verfolgt alle Meldungen über die Qualität der Kabinenluft genau. Eine umfassende dreijährigen Untersuchung kam 2012 zu dem Schluss, dass die Kabinenluft in Verkehrsflugzeugen sicher ist. Eine Studie von 2017 bestätigt dieses Ergebnis. Aktuell werden in einer weiteren bis 2024 laufenden Studie der EASA mögliche gesundheitliche Langzeitauswirkungen auf die Cockpit- und Kabinencrew untersucht.
Gesetzliche Vorschriften
Um die Qualität der Kabinenluft zu sichern, gibt es in der Luftfahrt verbindlich geregelte Vorschriften, Aufgaben und Zuständigkeiten für die beteiligten Unternehmen und Aufsichtsbehörden. Die Aufgabe der Fluggesellschaften ist es, für einen ordnungsgemäßen und sicheren Betrieb der Flugzeuge zu sorgen und alle Regelungen zur Wartung und Instandhaltung strikt zu befolgen. Darüber hinaus steht der BDL im Dialog mit Flugzeugbauern, Triebwerksherstellern und Produzenten von Ölen, Sensoren und Filtern, um auch in Zukunft gemeinsam alle Gefährdungspotentiale für Kabinenluft auszuschließen.
Aktives Meldewesen
Damit die Sicherheit an Bord zu jedem Zeitpunkt gewährleistet ist, sind Crews sensibilisiert, untypische Gerüche an Bord ernst zu nehmen. Um sicher zu gehen, dass beim Auftreten von ungewöhnlichen, nicht identifizierbaren Gerüchen an Bord keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen entstehen, haben die deutschen Fluggesellschaften, Vertreter der Cockpit- und Kabinenbesatzung, die Berufsgenossenschaft Verkehr sowie Mediziner und Wissenschaftler ein medizinisches Standard-Untersuchungsverfahren entwickelt, dass bereits seit vielen Jahren den Crews angeboten wird. Neben der individuellen medizinischen Betreuung betroffener Crews ermöglicht das Verfahren eine einheitliche Dokumentation von Geruchs-Zwischenfällen.