Wie sicher war Luftverkehr im Jahr 2017?

Die kommerzielle Zivilluftfahrt blickt auf das sicherste Jahr ihrer Geschichte zurück: 2017 ereigneten sich nach Angaben des Aviation Safety Network zehn Unglücke mit Flugzeugen im zivilen Einsatz. Dabei verloren 79 Menschen ihr Leben, davon 44 als Passagiere oder Crewmitglieder an Bord der Flugzeuge. Die Zahl der Todesfälle ist damit erneut gesunken, während das Passagieraufkommen weiter gestiegen ist. Laut UN-Luftfahrtorganisation ICAO beförderten Fluggesellschaften im vergangenen Jahr mehr als 4 Mrd. Passagiere und damit mehr als 13 Mal so viele wie 1970.

Laut der unabhängigen Analysten des Aviation Safety Network kamen 2017 bei Unglücken von Passagierflugzeugen weltweit 30 Fluggäste und Crewmitglieder ums Leben. Bei Unglücken mit Frachtflugzeugen starben weitere 14 Crewmitglieder. Die meisten Todesopfer in der zivilen Luftfahrt waren beim Absturz eines Frachtflugzeugs im Januar zu beklagen. Die Maschine verfehlte die Landebahn in Bischkek/Kirgisistan, zerschellte am Boden und ging in Flammen auf. Dadurch starben vier Besatzungsmitglieder sowie 35 Bewohner eines nahen Wohnviertels.

2017 gab es keine schweren Flugzeugunglücke mit Todesfällen in Europa. Nicht eingeflossen in diese Bilanz sind Unglücke mit Militärmaschinen oder kleineren Flugzeugen mit weniger als 14 Passagiersitzen an Bord.

Die statistische Wahrscheinlichkeit, durch einen Flugzeugabsturz ums Leben zu kommen, lag im Durchschnitt der 1970er-Jahre bei 1 zu 264.000, im vergangenen Jahr lag diese bei rund 1 zu 92.750.000. Fliegen war 2017 also 350 Mal sicherer als in den 1970er-Jahren.

Höchste Priorität: Sicherheit

Sicherheit hat für alle am Luftverkehr Beteiligten absolute Priorität. Das gilt sowohl für Sicherheit im eigentlichen Flugbetrieb (Safety) als auch für die Abwehr von gezielten äußeren Gefahren (Security). Die Flugzeughersteller und die Unternehmen der Luftverkehrswirtschaft tun in enger Kooperation mit Behörden und mit der Politik alles dafür, dass das Fliegen sicher bleibt.

Zur Sicherheitskultur im Luftverkehr gehört von jeher die Überzeugung, dass man in puncto Sicherheit niemals ausgelernt hat. In der Luftfahrt wird jedes Unglück, jeder Beinahe-Unfall und jede Unregelmäßigkeit genauestens untersucht. Wenn die Ursachen ermittelt sind, werden die geeigneten Schlüsse daraus gezogen. Jeder Vorfall macht den Luftverkehr anschließend noch ein Stück sicherer, weil daraus stets Konsequenzen gezogen werden.

Das betrifft sowohl die Verbesserung der Flugzeugtechnik, durch die Flugzeuge weniger anfällig gegenüber Störungen gemacht werden, als auch die Weiterentwicklung der Flughafeninfrastruktur, der Luftraumüberwachung und das System der Gepäck-, Passagier und Frachtkontrollen. Technische Innovationen werden dabei ergänzt durch bewährte globale Sicherheitsstandards.

Gerade im Bereich Security, also bei der Abwehr gezielter äußerer Gefahren, steigen die Anforderungen immer weiter an. Um das hohe Maß an Sicherheit in der Luftfahrt auch in Zukunft zu gewährleisten, bedarf es künftig einer intensiveren Zusammenarbeit der zuständigen Behörden mit den Luftverkehrsunternehmen. Ziel ist eine weitere Optimierung von Effizienz und Effektivität der Luftsicherheitskontrollen.

Herausforderung Drohnen

Zu den großen Herausforderungen der gewerblichen Luftfahrt gehört das unbemannte Fliegen. Diese Technologie – allgemein unter dem Begriff Drohnen zusammengefasst – bietet wertvolle Anwendungsfelder und großes wirtschaftliches Potenzial. Doch um dieses Potenzial ausschöpfen zu können, müssen Drohnen sicher in den bestehenden Luftraum integriert werden.

Flugzeuge teilen sich den Himmel über Deutschland schon bald mit rund 1 Mio. unbemannten Fluggeräten, so eine Schätzung der Deutschen Flugsicherung (DFS). Und diese kommen den Flugzeugen immer häufiger gefährlich nahe: 2015 gingen insgesamt 14 Meldungen über Drohnensichtungen von Piloten bei der DFS ein, 2016 waren es schon 64. Allein bis November 2017 registrierte die DFS 86 Meldungen. Das zeigt: Die Sicherheitsstandards für Drohnen müssen erhöht werden.

Die deutsche Drohnenverordnung vom März 2017 war ein wichtiger Schritt. Doch das Regelwerk muss erweitert werden – und sinnvollerweise in ganz Europa gelten. Wichtig ist die Einführung einer gesetzlichen Registrierungspflicht für Drohnen und Eigentümer, damit man im Gefährdungsfall nachverfolgen kann, wer die Drohne gesteuert hat. Gut wäre auch eine Art verpflichtender ‚Beipackzettel‘, der über geltende Regelungen und mögliche Risiken eines Drohnenbetriebs aufklärt.

Auch in der Bevölkerung gibt es übrigens einen klaren Wunsch nach stärkerer Regulierung, wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Oktober 2017 gezeigt hat.

Passagiere fühlen sich sicher

Sicherheit ist das höchste Gut des Luftverkehrs. Das bestätigen die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen: Im Frühjahr 2017 gaben 96 Prozent der Deutschen an, dass ihnen beim Fliegen das Sicherheitsgefühl besonders wichtig ist. Genau so viele Menschen gaben an, dass sie sich auf ihrem letzten Flug sicher gefühlt haben. Da wundert es nicht, dass sich auf die Frage, welches Verkehrsmittel im Großen und Ganzen am sichersten ist, mehr als die Hälfte der Befragten für das Flugzeug entscheidet. Im Jahr 2017 sagten das 67 Prozent.

Stand: Januar 2018

Ansprechpersonen

Tamara Hartwich (in Elternzeit)
Leiterin Flugbetrieb, Technik und Safety
tamara.hartwich@bdl.aero
+49 30 520077-170
Carola Scheffler
Pressesprecherin
carola.scheffler@bdl.aero
+49 30 520077-117
Mehr Informationen
Dokumente
Luftfahrt aktuell 1 | 2018: Wie sicher war Luftverkehr im Jahr 2017?
Das Luftfahrt aktuell 1 | 2018 beschäftigt sich mit dem Thema, wie sicher der Luftverkehr 2017 war.