Ist Fliegen eigentlich billiger als Bahnfahren?

Noch in den 1980ern hatte ein Flug von Frankfurt nach New York mitunter den Gegenwert eines VW Käfer und war damit nur für Wenige bezahlbar. Heute ist das Preisniveau im Luftverkehr deutlich niedriger, so dass sich viele Menschen leisten können zu fliegen.

Dabei gibt es im Luftverkehr, wie in anderen Branchen auch, Aktionstickets zu Marketingzwecken. Diese spiegeln aber nicht das durchschnittliche Preisniveau im Luftverkehr wider. Angemessene Preise liegen im Interesse der deutschen Luftverkehrsunternehmen, denn sie müssen ihre Kosten decken und Investitionen stemmen.

Nach Angaben des internationalen Airlineverbands IATA betrugt der durchschnittliche Ticketpreis im innerdeutschen Luftverkehr 2018 rund 160 Euro. Damit ist das Fliegen nach wie vor deutlich teurer als die Nutzung der Bahn.

Eine aktuelle Analyse bestätigt dies für die wichtigsten Städteverbindungen, auf denen sowohl das Flugzeug als auch die Bahn verkehren: In 83 Prozent der untersuchten Reisefälle war die Bahnreise billiger als der Flug. Aus Perspektive von Reisenden, die eine Bahncard besitzen, war die Bahn sogar in 91 Prozent der Fälle billiger.

Analysiert wurden die Preise auf insgesamt 15 Strecken, darunter die zehn verkehrsreichsten Flugstrecken im innerdeutschen Lokalverkehr sowie die internationalen Verbindungen Frankfurt-Brüssel und Frankfurt-Paris.

Für jede dieser Städteverbindungen wurde untersucht, ob das Flugzeug günstiger war oder die Bahn – und zwar für jeweils sechs Buchungsszenarien: für eine Wochenendreise (kurzfristig, in einem Monat, in eineinhalb Monaten) und für eine Geschäftsreise mit einer Übernachtung (kurzfristig, in einem Monat, in eineinhalb Monaten). Stichtag für die Untersuchung war der 14. Oktober 2019.

In den Fällen, in denen die Bahnreise billiger war, lag die durchschnittliche Abweichung zum Flugpreis bei  69 Euro. In den Fällen, in denen die Flugreise billiger war, lag die durchschnittliche Abweichung hingegen  gerade einmal bei 38 Euro. Dies verdeutlicht das Ausmaß des Preisunterschiedes zwischen den Verkehrsträgern.

Ergebnisse von Quotas-Studien

Das Schweizer Marktforschungsinstitut Quotas vergleicht seit einigen Jahren im Auftrag des Weltverbandes der Eisenbahnen die Preise im Luft- und Bahnverkehr in Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien. Auch in dieser Analyse werden verschiedene Reiseanlässe (Urlaub, Wochenende, Geschäftsreise) und Buchungszeiträume für eine Reihe von Städteverbindungen untersucht.

In allen untersuchten Jahren war der Zugverkehr in der überwiegenden Zahl der Fälle günstiger als die Reise mit dem Flugzeug. Im Jahr 2017 war bei neun von zehn Testbuchungen der Zugverkehr günstiger als der Luftverkehr. Zudem waren die absoluten Preise im Luftverkehr im Schnitt mehr als doppelt so hoch wie im Bahnverkehr und sind auch deutlich stärker gestiegen als im Bahnverkehr.

Ergebnisse von VCD-Studien

Auch der Verkehrsclub Deutschland (VCD) hat in seinem „VCD Bahntest“ das Preisniveau im Bahnverkehr und im Luftverkehr auf ausgewählten Strecken gegenübergestellt. Der VCD kommt sowohl für den innerdeutschen als auch für den grenzüberschreitenden Verkehr ebenfalls zu dem Ergebnis, dass Bahnfahren in den allermeisten Fällen weniger kostet als Fliegen auf derselben Strecke.

Voraussetzungen für Verlagerung von Luftverkehr auf die Schiene

Es ist bereits viel Verkehr aus der Luft auf die Schiene verlagert worden. So ist auch zu erklären, dass der innerdeutsche Luftverkehr gerade einmal 0,3 Prozent zu den gesamten deutschen CO2-Emissionen beiträgt.

Die Luftverkehrswirtschaft steht einer weiteren Verlagerung von Luftverkehr auf die Schiene sehr offen gegenüber. Entscheidend dafür ist aber nicht der Preis, denn die Bahn ist schon heute deutlich günstiger. Entscheidend sind vielmehr Reisezeit sowie Anschlussverlässlichkeit, die Anbindung des Flughafens und der Gepäcktransport.

Auf Strecken, auf denen die Bahnreisezeit nicht länger als drei Stunden beträgt, steigen viele Passagiere auf die Bahn um, so dass die Unternehmen den Luftverkehr dort auch einstellen können, wie zuletzt auf der Strecke Berlin-Nürnberg. Inzwischen wird dadurch innerdeutsch im Wesentlichen nur noch auf langen Strecken geflogen und dort, wo es sich um Zubringerflüge zu internationalen Weiterflügen handelt.

Rund ein Drittel aller innerdeutschen Flugpassagiere steigt zu einem internationalen Weiterflug um. Bei solchen Umsteigeverbindungen sind neben dem wichtigsten Kriterium der Reisezeit auch noch andere Voraussetzungen für eine weitere Verlagerung auf die Schiene zu erfüllen:

  • Die relevanten Drehkreuze müssen an das Hochgeschwindigkeitsnetz der Bahn angebunden sein, was beim Flughafen München bisher nicht gegeben ist.
  • Die Züge der Bahn müssen auf die Gepäckmengen, die üblicherweise im internationalen Verkehr befördert
    werden, ausgelegt sein. Die Bahn sollte die Schnittstelle zur Übergabe des Gepäcks an das Flugzeug zuverlässig organisieren.
  • Es muss mit der Bahn geklärt werden, wie das Risiko verpasster Anschlüsse durch verspätete Zubringerzüge minimiert werden kann.
  • Die Bahn muss ausreichende Kapazitäten bereitstellen, um weitere Passagiere aufnehmen zu können.

Stand: November 2019

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