Die Krise im weltweiten Passagierluftverkehr hält im Mai 2021 mit einem Minus von 63 Prozent (gegenüber dem Mai 2019) unvermindert an und zeigt nur ganz leichte Erholungstendenzen (April -65 Prozent). Die stark durch internationalen Verkehr geprägten Fluggesellschaften in Europa und im Nahen Osten sind noch stärker von der Krise betroffen als die in Nordamerika und Asien. Insbesondere die sehr eingeschränkte Reisefreiheit im interkontinentalen Verkehr limitiert den Verkehr der europäischen Fluggesellschaften und der Gesellschaften aus dem Nahen Osten.
Der Luftfrachtverkehr entwickelt sich im Vergleich zu 2019 durchgängig positiv, wenn auch im Mai 2021 das Wachstum gegenüber dem Mai 2019 nicht mehr so stark ist, wie im Vormonat April 2021 (9% im Mai, vs. 12% im April).
Bis auf die Fracht ist die Verkehrsentwicklung im Mai 2021 vergleichbar zu der verheerenden Lage in den Monaten Januar bis April 2021. Gegenüber dem entsprechenden Monat im Jahr 2019 wird auch im Mai nur das Niveau von 14 Prozent erreicht. Dies betrifft die deutschen Flughäfen und die deutschen Fluggesellschaften gleichermaßen.
Im Mai zeigt sich keine verbesserte Netzqualität als im April. Auch wenn die absolute Zahl der bedienten Strecken von April 2021 von 452 auf 542 um 90 zunahm stieg die Zahl der unbedienten Strecken gegenüber Mai 2019 nochmals von 584 auf 623 unbediente Strecken. Dies ist darauf zurückzuführen, dass in einem normalen Jahr das Netz im Mai mit der beginnenden Urlaubssaison in Südeuropa deutlich ausgeweitet wird. Diese Ausweitung hat in diesem Jahr nicht im gleichen Ausmaß stattgefunden. Im innerdeutschen Verkehr fällt insbesondere die geringe Bedienungsintensität auf. Strecken werden zwar bedient, dies aber mit einer deutlich geringeren Frequenz.
Im Mai 2021 sind bei stark abgesenkter Kapazität insbesondere im Verkehr mit europäischen Zielen stark gestiegene Ticketpreise zu beobachten. Aber auch im innerdeutschen Verkehr stabilisiert sich der Trend einer Ticketverteuerung.
Für die Monate Juli bis September 2021 haben die Fluggesellschaften ihr Angebot sowohl im Mai, wie auch im Juni und Juli abgesenkt. Das Absenkungsniveau für den Dreimonats-Zeitraum Juli bis September wird aber immer geringer (Juli -45% vs. im April -51%). Insgesamt sah somit der Ausblick in den Monaten Mai bis Juli für das Sommergeschäft bereits optimistischer aus als im April 2021.
Der Einbruch des Passagierluftverkehrs infolge der Covid-19-Pandemie und der damit verbundenen Reisebeschränkungen zeigte sich weiterhin auch im 1. Quartal 2021: Gegenüber dem 1. Quartal 2019 fehlten den deutschen Flughäfen 90 Prozent und den deutschen Fluggesellschaften 89 Prozent der Passagiere. Die Reisebeschränkungen der dritten Pandemie-Welle haben den Verkehr weitgehend zum Erliegen gebracht. Auch im Vorlauf bis Ostern zeigte sich kaum ein Anstieg der Verkehrsmengen. Für den globalen Luftverkehr sind internationale Vergleichswerte für das 1. Quartal 2021 noch nicht verfügbar.
Im Verkehr mit Deutschland ging der Marktanteil der deutschen Fluggesellschaften in den ersten drei Monaten 2021 gegenüber 2020 um insgesamt 4 Prozent zurück. Der Rückgang fand vor allem im Segment der Interkontinentalflüge statt, in dem besonders gravierende Reisebeschränkungen greifen. Im innerdeutschen Verkehr waren hingegen Marktanteilsgewinne zu verzeichnen, die vor allem auf den Rückzug von easyJet aus dem innerdeutschen Markt zurückzuführen sind. Die Marktanteilsverluste im 1. Quartal 2021 sind auch Ergebnis einer restriktiveren Kapazitätssteuerung der deutschen Fluggesellschaften: Es werden nur Flüge durchgeführt, die zumindest die Deckungsbeiträge erwirtschaften.
Die anhaltend niedrigen Verkehrszahlen spiegeln sich auch in den wirtschaftlichen Parametern wider: Die Unternehmen der deutschen Luftverkehrswirtschaft verzeichneten im 1. Quartal einen Umsatzrückgang von 79 Prozent gegenüber dem 1. Quartal 2019. Dies hat weitreichende Folgen für das Kostenmanagement, die Personalplanung und die Investitions- und Innovationskraft der Unternehmen. Vor dem Hintergrund des anhaltenden Einbruchs der Verkehrszahlen sind die Unternehmen zu Restrukturierungsmaßnahmen gezwungen, die auch den Abbau von Personal umfassen. Im 1. Quartal 2021 lag die Anzahl der Beschäftigten 4 Prozent unter dem Niveau von 2019. Weitere Einbrüche sind zu befürchten, wenn Kurzarbeiterregelungen auslaufen. In der deutschen Luftverkehrswirtschaft sind nach wie vor rund 70 Prozent der Beschäftigten in Kurzarbeit. In der Spitze waren es im letzten Jahr rund 80 Prozent.
Der internationale Verband der Fluggesellschaften IATA wagt einen Ausblick auf das Gesamtjahr 2021: Nachdem 2020 bei den Fluggesellschaften ein weltweiter EBIT-Verlust von 126 Mrd. USD zu verzeichnen war, werden sich die Ergebnisse laut IATA-Prognose im Jahr 2021 insgesamt etwas erholen, aber in Summe weiter einen hohen Verlust aufweisen (-48 Mrd. USD). Demnach werden die Fluggesellschaften 2021 auf keinem Kontinent wieder profitabel werden. Die IATA prognostiziert, dass beinahe die Hälfte der Verluste im weltweiten Luftverkehr bei den europäischen Fluggesellschaften anfallen wird. Gründe dafür sind der hohe Anteil von internationalem Verkehr und besonders strenge Reisebeschränkungen in Europa.